Berbersdorf

Berbersdorf

Getreidebündel zum Wahrzeichen erhoben

Berbersdorf fehlt ein „redendes" Wappensymbol





BERBERSDORF (si). Auch der Erbrichter von Berbersdorf, Andreas Beyer, hatte seine liebe Not damit, als es im 18. Jahrhundert galt, ein Gemeindesiegel herstellen zu lassen. Für den zunehmenden Schriftverkehr mit dem Amte zu Nossen und anderen Instanzen sowie zur Beurkundung wichtiger Schriftstücke machte es sich erforderlich, ein metallenes Siegel zu verwenden, das in den erwärmten und dadurch erweichten Siegellack eingedrückt werden konnte. Die Herren vom Adel hatten schon langer Zeit ihre Wappen und Siegelringe, und auch die Städte verfügten über kunstvoll gestaltete Siegel.



Bildliche Darstellung gewählt:

Der Name Berbersdorf bot leider keine Veranlassung für ein „redendes" Wappensymbol, also wählten die führenden Männer der Dorfgemeinde eine bildliche Darstellung, die sich auf den altehrwürdigen Bauernstand bezog: ein Ährenbündel, eine Getreidegarbe. Von seiner Entstehung um 1160 an war Berbersdorf ein Ort mit Feld- und Viehwirtschaft, und zu beiden Seiten des von Schmalbach her aus dem Zellwald kommenden Baches erstreckten sich die etwa 25 Bauernfluren des Waldhufendorfes. Ebenfalls von Anfang an gehörte der Ort zum Areal des im Jahre 1162 von Markgraf Otto dem Reichen gegründeten Zisterzienserklosters Marienzelle/Altzella. Mit 800 Hufen Landes und 26 bereits gerodeten Dorffluren hatte der Markgraf von Meißen sein Hauskloster ausgestattet, welches auch als Begräbnisstätte seiner Familie gedacht war. Zunächst sollte die Klosteranlage im Raum des heutigen Böhrigen entstehen. Bald aber stellte sich heraus, dass dort der Platz nicht ausreichen würde, und man verlegte das Kloster an die Mündung des Pitzschebachs, an das Ufer der Freiberger Mulde, westlich von Nossen.



Falsche Angabe:

Bis zur Reformation, zur Säkularisation des Klosters um 1540, war Berbersdorf eines der 75 Dörfer, die zu Altzella gehörten, und im Auftrage des Abtes sorgte ein Erbrichter hier für Recht und Ordnung in der Gemeinde. Ihm oblag auch die Verwahrung des Gemeindesiegels. Leider ist die Ersterwähnung von Berbersdorf erst für das Jahr 1428 nachzuweisen; in einem Einnahmeregister des Meißener Bischofs Johannes über die infolge eines Steuerausschreibens eingezahlten Gelder ist auch „Berbisdorff" zu finden. Der Heimathistoriker Emil Reinhold hat in seinem 1925 erschienenen „Geschichtlichen Heimatbuch des Bezirkes Döbeln" auf den Seiten 25, 42 und 48 das Jahr 1186 für die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes genannt; das stimmt bedauerlicherweise nicht. Neuere Forschungen (Blaschke, Geschichte Sachsens im Mittelalter; 1990, Seite 84) ergaben, dass die betreffenden Orte, mit denen der Ritter Adalbert von Taubenheim zu tun hatte, Sora und Ullendorf sowie die Wüstung Hasela waren (zwischen Meißen und Wilsdruff gelegen), nicht aber Haßlau, Seifersdorf und Berbersdorf im Döbelner Raum, wie Reinhold vor 70 Jahren die alten Schriftbilder deutete.



Einmalig in Deutschland:

Der Ortsname Berbersdorf ist einmalig in Deutschland, lediglich die ähnliche Form Berbisdorf (bei Chemnitz sowie in der Nähe von Dresden) dürfte damit im Zusammenhang stehen. Die Gemeinde Berbersdorf zählt sicher zu den Orten mit Lokator-/Siedlerführerangabe wie Ottendorf, Herm(ann)sdorf, Ger(hard)sdorf; man gab seinen Kindern vor 800 Jahren andere Namen als heute; es waren rein deutsche Wunschbezeichnungen. Einer davon war vielleicht „Beribert", abgeleitet von „bero" (Bär, als Sinnbild der Stärke) und „bert, bercht, brecht" (glänzend, strahlend). Erinnert der „strahlende Bär" nicht ein wenig an die Kindernamen anderer Völker, zum Beispiel an den „schnellen Büffel" oder den „kühnen Adler" der Indianer? Da das Originalsiegel aus dem Jahre 1764, das im „Individualhufenverzeichnis" enthalten ist und im sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden aufbewahrt wird, nur 14 Millimeter groß ist, war eine vergrößerte Nachzeichnung erforderlich.



Besonderheit: achteckige Form

Es ist zweimal auf Urkunden zu finden, in roten und in dunkelbraunen Siegellack eingedrückt. Die achteckige Form macht diese Exemplare besonders beachtenswert. Der Dorfname ist bereits in der heutigen Schreibweise

erkennbar; selbst „-dorf" ist nur mit einem „f" eingraviert worden. Das „D" am Anfang stellt die Abkürzung für Dorfgemeinde dar. Als Sinnbild des Bauerndorfes prangt eine aufrecht stehende Getreidegarbe im Mittelteil des Siegels


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