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Pappendorf

Pappendorf

Ortsgründer ziert das Pappendorfer Siegel
Pappendorfer verewigen Poppo - Mehrfach Schreibweise des Dorfnamens geändert

PAPPENDORF. Von all den Dorfsiegeln des Kurfürstlich-Sächsischen Amtes Nossen, die im Individualhufenverzeichnis von 1764 im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden erhalten sind, ist das Pappendorfer ohne Zweifel das größte, am sorgfältigsten ausgeführte und imposanteste. Man war sich im Ort gewiss bewusst, daß eine bedeutende Landgemeinde auch in dieser Hinsicht etwas vorzeigen musste: ehemaliger Sitz eines Altzellaer Klosterhofes, Kirchdorf für fünf benachbarte Ortschaften und Sitz einer Schule für die eingepfarrten Orte.
So wie Grünlichtenberg gewisse zentrale Funktionen für die benachbarten Siedlungen ausübte, war dies auch in Pappendorf der Fall. Hier waren mehr und spezifische Handwerker und Gewerbe
treibende ansässig, zeitweise sogar ein Arzt. Im 19. Jahrhundert kam noch, bedingt durch die Wasserkraft der Großen Striegis, ein ökonomisches Potential in Form von kleinen Betrieben hinzu.

Umschrift mit Dialekt

Die Umschrift des Pappendorfer Siegels, das 27 Millimeter Durchmesser aufweist, ist etwas seltsam: „Der Gemeine Bappendorff". Die Bezeichnungen Gemeine oder Gemeinde traten damals gleichzeitig auf. Daß der Ortsname mit B beginnt, liegt wiederum am südmeißnischen Dialekt dieser Gegend. Der Siegelstecher in Nossen oder in Freiberg gab wieder, was ihm der Ortsrichter von Pappendorf beim Bestellen sagte. Schließlich müsste man in Gedanken das Wort Siegel am Anfang hinzufügen, dann stimmt der Text. Im Mittelfeld steht ein kräftiger Mann mit faltenreichem Gewand, das rockähnlich bis unter die Knie reicht. Er hat nichts in der Hand, was symbolisch gedeutet werden könnte.
Vielleicht war den Dorfbewohnern damals klarer als heute, daß ihr Ortsname auf eine Person zurückzuführen ist, auf den Siedleranführer, Ortsgründer, Lokator Poppo aus dem mainfränkischen Gebiet, der hier vor dem Jahre 1162 mit etwa 30 Jungbauern den Urwald rodete und an Nebenbächen der Striegis die Feldflur schuf. Vom neunten bis zum 14. Jahrhundert war der Vorname Poppp im ostfränkischen fränkischen Areal um Bamberg und Coburg recht beliebt, auch bei den Henneberger und Babenberger Grafen, die man deshalb Popponen nannte. Vielleicht sollte das Siegel diesen Poppo darstellen.



Anfangs: „Poppendorp" Die erste urkundlich nachgewiesene Schreibweise aus dem Jahre 1230 „Poppendorp" läßt den Vornamen noch deutlich in Erscheinung treten. 1377 schrieb man „Popindorf". Erst 1428 tritt das a statt des o auf: „Papindorff". Aber bereits eine Urkunde von 1447 nennt rückfällig „Poppindorf". In älterer Literatur ist mitunter die Deutung zu finden, daß der Ort ein Dorf der Pfaffen von Marienzelle/Altzella sei. Das paßt historisch nicht, denn das Kloster bekam die 26 neugegründeten Dörfer in der Mark Meißen als Pfründe bei seiner Stiftung im Jahre 1162 zugesprochen. Also war das Dorf vor dem Kloster da und hatte demgemäß bereits seinen Namen.
Wollte man ganz gründlich sein, so wäre die Variante zu erwägen, daß der mit Füllstoffen angereicherte Faserbrei, der am Ende (getrocknet) Pappe heißt, etwas mit dem Ortsnamen zu tun hätte. Es gab zwar im Striegistal eine kleine Pappenfabrik Schlieder, aber die entstand erst nach 1900 aus einer kleinen Tapetenfabrik. So bleibt bei der Deutung des Ortsnamens nur Herr Poppo übrig, der vermutlich das Pappendorfer Siegel ziert.