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Schmalbach

Schmalbach

Waage und Schwert auf 15 Millimeter

Schmalbacher Ortsziegel von 1764 muss sich mit der Abkürzung „S. B." begnügen


SCHMALBACH (si). Sicher hatte der Siegelstecher/-schneider in Nossen oder Freiberg bereits andere Metallsiegel für Dorfgemeinden angefertigt, als der Ortsrichter Hans George Wüstner aus Schmalbach ihn aufsuchte. Vielleicht konnte er ihm Musterzeichnungen vorlegen, denn das Abbild eines Ortsrichters ist schon vom Goßberger Siegel her bekannt. Es kann auch sein, daß dem Schmalbacher Richter das Symbol seines Nachbarortes gefiel und er das gleiche Bild in sein Siegel setzen wollte.
Beim Text musste der Auftraggeber allerdings sparen; in der Schmalbacher Gemeindekasse regierte „Schmalhans Küchenmeister", und so begnügte er sich mit der Abkürzung „5. B."; ähnlich wie bei Crumbach, wo man die Dorfgemeinde Crumbach auf „DCB" reduzierte. Das in roten Siegellack eingedrückte Richtersiegel hat nur 16 Millimeter Durchmesser und befindet findet sich im Bestand des Sächsischen Hauptstaatsarchivs in Dresden, Individualhufenverzeichnis von 1764, Amt Nossen.
Schmalbach zählte zu den Klosterdörfern von Marienzelle/Altzella. Das Besondere an seiner Struktur ist, daß es am gleichen Bachlauf wie Berbersdorf liegt, jedoch von Anfang an eine eigene Gemeinde bildete. Ähnlich ist es bei Sachsenburg-Irbersdorf, Ottendorf-Krumbach, Greifendorf Moosheim, Dittersbach-Neudörfchen, wo gleichfalls am selben Bachlauf zwei Siedlungen entstanden. Das lässt sich damit erklären, daß die im Tale aufwärts verlaufende Rodung und Ansiedlung zunächst zur Bildung eines Bauerndorfes führte, später aber auch das weiter zur Quelle des Baches liegende Areal von einer kleineren Jungbauerngruppe aus dem Altland im Westen oder Süden in Besitz genommen wurde.
In der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts sind zwar alle diese kleinen Gemeinden mit größeren Nachbarorten vereinigt worden. Der Ortsname ist leicht deutbar als das am nur noch schmalen Oberlauf des Baches gelegene Dorf. Die Ortsflur ist sicher erst im Rahmen einer zweiten Siedlerwelle auf ehemaligem Waldland am Rande des Zellwaldes gerodet worden. Mit 272 Hektar Flurgröße zählt der jetzt zur Gemeinde Tiefenbach gehörende Ort mit 15 Bauerngehöften zu den kleineren Siedlungen mit etwa 250 Einwohnern. Nach der Aufhebung der Klöster um 1540 kam auch Schmalbach zum kurfürstlich-sächsischen Amt Nossen; nach dem Intermezzo der Gerichtsämter (1856 bis 1875 Gerichtsamt Roßwein) ab 1875 zur Amtshauptmannschaft (ab 1939 Landkreis genannt) Döbeln, ab 1952 Kreis Hainichen und 1994 Kreis Mittweida.
Kirchlich war es stets auf die große Nachbargemeinde Marbach hin orientiert, während das am gleichen Bachlauf liegende Berbersdorf zur Parochie Pappendorf zählte. 1428 taucht der Name erstmalig in einer Urkunde auf, im Einnahmeregister des Bischofs Johann von Meißen, und wird Smalbach geschrieben. 1552 hat es in einem Schriftstück die heutige Bezeichnung Schmalbach. Die den Schreibern geläufigen und verständlichen deutschen Ortsnamen zeigten in der Regel nur wenige Varianten, während es bei Ortsbezeichnungen, die slawischen Ursprungs sind, manchmal ein Dutzend oder noch mehr Formen gibt. In der Nähe von Schmalbach hatte früher der Fuhrmannsgasthof „Goldener Hirsch" Bedeutung; hier kreuzten sich drei Straßen, darunter die wichtige Fernverbindung von Freiberg in die sächsische Gefildezone der Lommatzscher Pflege. Dort gab es Getreide im Überfluss, das im Erzgebirge fehlte; und im Austausch gelangten dafür Holz, Holzwaren, Hausgeräte aus Blech und andere Metallwaren ins sächsische Flachland.